Jugoslawischer Pavillon, Expo ’58, Brüssel
Der jugoslawische Pavillon auf der Expo ’58 wurde von dem kroatischen Architekten Vjenceslav Richter (1917-2002), einem Gründungsmitglied der Gruppe EXAT51 (1951–56) entworfen. Von dieser Gruppe, die sich für Abstraktion und einer Synthese aller künstlerischen Gattungen stark machte, waren radikale Impulse für die Kunst in Jugoslawien ausgegangen. Die Arbeiten markierten einen Bruch mit dem Sozialistischen Realismus und der vorherrschenden traditionellen Auffassung von bildender Kunst. In diesem Sinne sollte die elegante Struktur des Pavillons das Bild von Jugoslawien als junger, ehrgeiziger Nation vermitteln, die sich – losgelöst von den Ländern des Ostblocks – in einem Prozess der Modernisierung des Sozialismus befand.
Richters ursprünglicher Vorschlag sah vor, das gesamte Gebäude an einem riesigen Mast aufzuhängen, was sich jedoch als technische Herausforderung erwies. Der letzlich realisierte Pavillon war einfach und modernistisch gestaltet: zwei auskragende, ineinandergreifende Volumen wurden von 15 Stahlsäulen mit kreuzförmigem Querschnitt getragen. Der Innenraum zeichnete sich durch Offenheit und Dynamik aus, während die fast vollständig verglasten Fassaden Transparenz und Leichtigkeit vermittelten. Der schwebende Charakter des Gebäudes, die Feinheit der Details und die neuartige Auffassung des Innenraums und der Ausstellungsgestaltung – ein wahres modernistisches Gesamtkunstwerk – standen im Einklang mit dem Streben des Landes nach seiner eigenen Version des Sozialismus und einer ,sozialistischen Selbstverwaltung‘. Der Pavillon wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet und von der westlichen Presse als großer Erfolg gelobt.
Länder: Kroatien, Slowenien
Tags: Angewandte Kunst, Architektur, Produktdesign