,Neue visuelle Umwelt‘, 1976
In vielen seiner Arbeiten thematisierte der estnische Architekt Tiit Kaljundi (1947–2002) die postindustrielle Umwelt und die Herausforderungen der Urbanisierung – etwa den Niedergang von Kleinstädten und ländlicher Siedlungen. Kaljundi versuchte, diese Gemeinden mit temporären, den Projekten der Gruppe ,Archigram‘ ähnelnden Vergnügungskapseln wiederzubeleben.
In seinem Projekt ,Neue visuelle Umwelt I‘ von 1976 untersuchte er Möglichkeiten, aufgelassene Industriestätten zu regenerieren. So schlug Kaljundi vor, die Abraumhalde einer Kohlenmine im Osten Estlands in ein bergiges Skigebiet umzuwandeln; in Estland gibt es keine nennenswerten Erhebungen. Ein weiterer Entwurf Kaljundis sollte die Monotonie der neuen Wohnsiedlungen auflockern. Er sah vor, in den Höfen von Plattenbauten Getreidefelder anzulegen, um entfremdeten Stadtbewohner:innen wieder Naturerlebnisse zu ermöglichen. So stellten Kaljundis Projekte eine Synthese aus Tradition und Innovation dar.