Museum für Angewandte Künste, Budapest [Magyar Iparművészeti Múzeum]
Die Sammlung des 1872 gegründeten Museums für Angewandte Künste in Budapest umfasst Kulturgut aus einheimischen und internationalen Kontexten. Anfangs stand das Sammeln zeitgenössischer Arbeiten im Vordergrund. Nach dem Ersten Weltkrieg jedoch begann die Fokussierung auf Objekte der Vergangenheit. Erst 1972 wurde anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Museums die Abteilung ‘Moderne‘ eingerichtet und somit die Erwerbung zeitgenössischer Objekte wieder möglich. Zu dieser Zeit gelangten große Mengen an Designobjekten ins Museum, darunter der Tisch und der Lehnstuhl von Sándor Borz Kováts (1940–73).
Der jung verstorbene Borz Kováts war einer der talentiertesten ungarischen Designer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dennoch wurden die meisten seiner Möbelentwürfe nie in größeren Stückzahlen produziert, sondern existieren nur als Prototypen wie diese beiden. Bei dem roten Lehnstuhl handelt es sich, aufgrund seiner Bauart und Form, um ein herausragendes Werk. Borz Kováts fertigte ihn mit einer aus dem Bootsbau übernommenen Technik aus Glaserfaserkunststoff selbst. Er ist, ohne sich auf ein konkretes Modell zu beziehen, dem zeitgenössischen italienischen Design verpflichtet.
Die Abteilung ,Moderne‘ des Museums für Angewandte Künste wurde 1995 geschlossen. Erst 20 Jahre später wurde die Sammlung für zeitgenössisches Design neu gegründet, mit dem Ziel, die Entwicklung von Design und Kunstgewerbe im 20. und 21. Jahrhundert abzubilden. Das schließt auch das Sammeln charakteristischer Designobjekte aus den sozialistischen Ländern Osteuropas vor den politischen Umbrüchen in der Region ein.