Kunst ja Kodu
Das erstmals 1958 in Estland veröffentlichte Magazin Kunst ja Kodu (Kunst und Heim) war lange Zeit die einzige Interieur-Zeitschrift in der Sowjetunion. Populär und allgemeinverständlich behandelte das Magazin eine Reihe von Wohnthemen, mit einem Schwerpunkt auf Ausstattung und Einrichtung der neu erbauten, meist kleinen Wohnungen. Es enthielt Empfehlungen, wie man das neue Zuhause so funktional und modern wie möglich gestalten könnte. Insbesondere das ,ästhetische Empfinden der Leser*innen ihrer häuslicher Kultur‘ sollte geschult werden, wie man der ersten Ausgabe im Jahr 1958 entnehmen kann.
Von Beginn an konzentrierte sich das Magazin auf Themen aus der Praxis: Es enthielt konkrete Anleitungen und regelmäßige Beilagen mit detailliert erläuterten Gestaltungsentwürfen. Mit der Veröffentlichung ihrer Ideen in den Magazinen verzichteten die Designer*innen auf ihr Urheberrecht und stellten ihre Arbeit zur freien Verfügung. Auf diese Weise erreichten sie breites Publikum; und die Leser*innen konnten ihre eigenen Gebrauchsgegenstände anhand professioneller Entwürfe selbst herstellen. Angesichts der hohen Auflage – anfangs 20.000 bis 25.000, in den 1960er Jahren nur noch 9.000 bis 10.000 Exemplare – war Kunst ja Kodu eine klare Alternative zu Standardlösungen für das eigene Heim.
Mit dem neuen Chefredakteur Andres Tolts (1949–2014), einem der ersten Absolventen der neu gegründeten Fakultät für Industriedesign an der Staatlichen Kunstakademie, verschob sich von 1973 bis 1981 der Fokus des Magazins. Die Einladung jüngerer Autor*innen, Architekt*innen und Künstler*innen führte dazu, dass Kunst ja Kodu zur zentralen Publikation für Kunsttheorie und moderne Kunst wurde. Bis zur Einstellung von Kunst ja Kodu im Jahr 1990 erschienen 59 Ausgaben.

