Zeitschriften
Im Zuge der Wohnungsbaupolitik im Osteuropa der 1950er Jahre wurden etliche Publikationen herausgegeben, die einer breiten Öffentlichkeit die Grundsätze einer neuen, modernen und rationellen Lebensweise vermitteln sollten. Hier ging es vor allem darum, Bewohner:innen der massenhaft neu errichteten Standardwohnungen zu inspirieren, wie sie ihre Wohnungen praktisch, platzsparend und ästhetisch ansprechend einrichten könnten. Einige Zeitschriften, wie die estnische Kunst ja Kodu und die ungarische Ezermester, lieferten Muster für Heimwerkerprojekte und Do-it-yourself-Anleitungen.
Die Zeitschriften dienten als zentrale Kanäle für die Verbreitung von Konzepten und Ideen in Bezug auf Design. Vor allem in den 1950er und 60er Jahren besaßen sie einen hohen Informationswert, da sie über internationale Debatten, Trends und Produkte berichteten, wie auch über Seminare, Ausstellungen und Messen in Ost und West.
Eine weitere Besonderheit war häufig eine interdisziplinäre Ausrichtung: Außer über Design bezogen viele der Zeitschriften die zeitgenössische Kunst ein und erweiterten damit ihren Leserkreis über die professionelle Designszene hinaus. Die polnische Zeitschrift Projekt, die von bildenden Künstler:innen im gesamten Ostblock gelesen wurde, war für ihre Beiträge über radikale Entwicklungen und interdisziplinäre Unternehmungen bekannt. Das slowenische Magazin Sinteza berichtete über bildende Kunst, Architektur und Design. Zudem spielten mehrere Zeitschriften eine wichtige Rolle bei der Erforschung und Aufarbeitung designhistorischer Themen, zum Beispiel zum Bauhaus in der form+zweck und zur sowjetischen Avantgarde in Technicheskaya Estetika und Dekorativnoe Iskusstvo SSSR.
Die gedruckten Hefte selbst dienten als künstlerisches Experimentierfeld für Grafiker:innen und Fotograf:innen. Die Titelseiten waren anspruchsvoll gestaltet; hier zu nennen sind etwa die Entwürfe der renommierten Polnischen Schule der Plakatkunst für Projekt, von Edvard Ravnikar für die slowenische Arhitekt und von Andres Tolts für Kunst ja Kodu. In der ostdeutschen form+zweck gab es immer wieder exemplarische Fotostrecken und außergewöhnliche Objektfotografie, zum Beispiel von der Theaterfotografin Maria Steinfeldt.