Jozef Jankovičs ,Architekturen‘, 1976–78
Jozef Jankovič (1937-2017) war einer der vielversprechendsten slowakischen Bildhauer. Nach seinem Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste in Bratislava im Jahr 1962 schuf Jankovič eine Reihe monumentaler Werke für den öffentlichen Raum. Seine verzerrten Darstellungen menschlicher Figuren, die durch soziale Zwänge und politische Unterdrückung deformiert zu sein scheinen, erregten auch international Aufmerksamkeit. Während der Zeit der ,Normalisierung‘ der Tschechoslowakei wurde er jedoch zunehmend marginalisiert; er erhielt weder Ausstellungsmöglichkeiten noch offizielle Aufträge für großformatige Werke. Daher verlagerte Jankovič seinen Schwerpunkt auf grafische Arbeiten.
In einer Serie mit dem Titel ,Architekturen‘ schuf er Zeichnungen von fiktiven, bisweilen anthropomorphen Gebäuden – als eine satirische Kritik am Größenwahn der Moderne und totalitärer Politik. Sein ,Parteihotel auf dem Mond‘ zeigt, wie die riesigen Gebäudeapparaturen versuchen, das Universum durch Architektur zu kontrollieren. In Jankovičs Zeichnungen finden sich auch Kommentare zu zeitgenössischen architektonischen Experimenten. Sein ,Parlament mit aufblasbarem Dach‘ und sein ,Tragbares pneumatisches Agitprop-Zentrum‘ befassten sich mit dem damals populären Konzept der aufblasbaren Architektur, mit der Gebäude besonders flexibel zu gestalten seien. Seine neuartigen, oftmals humorvollen bis absurden Entwurfsideen bezeichnete er als ,menschliche Architektur‘ – als eine Neuinterpretation aus der Perspektive der Menschen, die in modernen Großbauprojekten so oft vernachlässigt wurde.