Ausbildung
Die Entwicklung von Design als neuem Tätigkeitsbereich brachte die Frage nach der Art der Ausbildung und den Bedarf an einem geeigneten Unterrichtsprogramm mit sich. Jenseits der vereinzelten Ausbildung von Industriedesigner:innen begann die Einrichtung eines designorientierten Zweiges in der künstlerischen Hochschulbildung erst in den frühen 1960er Jahren. Bei der Entwicklung der neuen Curricula orientierte man sich häufig an den Reformschulen des frühen 20. Jahrhunderts, wie dem Bauhaus in Deutschland oder den WChUTEMAS in der Sowjetunion, und versuchte gleichzeitig, mit den sich rasant entwickelnden Technologien und modernen Wissenschaften Schritt zu halten. Zahlreiche progressive und experimentelle Seminare wurden gegründet, oft unter Beteiligung von bekannten Akteuren wie Oskar Hansen, Bruno Tomberg, Edvard Ravnikar, Feliksas Daukantas und anderen.
Wenngleich die Anordnung zur Gründung der Fakultäten häufig von oben kam, entwickelten sich diese zu experimentierfreudigen Orten der Avantgarde. Das hatte mit der paradoxen ideologischen Bedeutung und der Rolle zu tun, die Design bei der Gestaltung einer fortschrittlichen sozialistischen Gesellschaft spielte. Im Gegensatz zu den bildenden Künsten öffneten sich im Design ungeahnte Möglichkeiten, darunter auch innovative Projekte in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen, selbst wenn diese meist im Entwurfsstadium auf Papier verblieben und nicht zur Ausführung kamen. Zu den wissenschaftlich-technischen Designansätzen entfalteten sich parallel künstlerische Designpraktiken, was dem Design eine humanere Dimension verlieh.