Interdesign-Seminare in Osteuropa
Der ICSID (International Council of Societies of Industrial Design) – heute: World Design Organization – fördert seit 1957 Industriedesign auf der ganzen Welt. 1971 rief die Organisation ein neues internationales Seminarprogramm ins Leben. Die Themen reagierten auf reale Herausforderungen und wollten zeigen, wie Design in die Lösung aktueller Problemlagen, zum Schutz der Umwelt, zur Unterstützung staatlicher Einrichtungen und zur wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen beitragen kann. Außerdem sollten in gesellschaftlich relevanten Projekten die Potenziale internationaler Zusammenarbeit zwischen Designer:innen erkundet werden.
Die Seminare, die berufstätige Designer:innen über politische und wirtschaftliche Grenzen hinweg zusammenführten, boten ein einzigartiges Forum für den Ost-West-Austausch von Wissen und Know-how und erleichterten so eine interkulturelle Zusammenarbeit. Die Teilnehmenden brachten ein breites Spektrum an Erfahrungen in verschiedenen Designbereichen mit. So war ein innovatives Workshop-Format gefragt, das einen interaktiven Gedankenaustausch anstelle eines eher passiven akademischen Austauschs förderte. Ein wesentlicher Schwerpunkt der zweiwöchigen Workshops war die Arbeit vor Ort: Nach der Identifizierung einer relevanten Problemstellung wurden in Arbeitsgruppen und im Dialog mit Nutzergruppen mögliche Lösungen entwickelt. Im Laufe der Jahrzehnte reichte das Themenspektrum von der Entwicklung lokalen Industriezweige bis hin zur Gestaltung von Dienstleistungen und Systemen für öffentlichen Nahverkehr, Tourismus und Gesundheitswesen; Menschen mit eingeschränkter Mobilität, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und Kinder wurden hierbei besonders berücksichtigt.
Der erste Workshop fand in Minsk (UdSSR, heute Weißrussland) statt, später wurden zu Seminaren in ganz Osteuropa eingeladen. So war das Bauhaus Dessau im August 1979 Gastgeber des Interdesign-Seminars ,Plaugrounds’ zum Thema Spielplätze, gemeinsam organisiert vom Amt für industrielle Formgestaltung (AiF) der DDR und dem finnischen Designerverband ORNAMO im Rahmen eines wissenschaftlichen und technischen Austauschprogramms zwischen den Regierungen der DDR und Finnlands.
In Osteuropa fanden weitere Interdesign-Workshops statt, so in Ungarn (1979, 1981, 1988), erneut in der DDR (1990) und auch in Jugoslawien (1990). Ein für 1977 geplanter Workshop in Bulgarien kam nicht zustande: Er sollte sich mit den Problemen der Sanierung eines historischen Stadtviertels beschäftigen, hier am Beispiel von Plovdiv, und sich mit Beschilderung und Werbung, Stadtmobiliar und Müllabfuhr beschäftigen. Der bisher letzte Workshop fand 2014 in Mumbai (Indien) statt.
Länder: DDR, Polen
Tags: Produktdesign, Umweltgestaltung, Urban design, Urban Design