Sirje Runges ,Urbane Phantasien‘ zur Erneuerung Tallinns, 1975
Sirje Runge (*1950) schloss ihr Designstudium am Staatlichen Kunstinstitut der Estnischen SSR ab. In ihrer Diplomarbeit entwickelte sie Vorstellungen, wie die Monotonie modernistischer Stadträume überwunden werden könnte. Sie schlug konkrete Eingriffe vor, mit denen man verwahrloste Areale der Stadt in humane Lebensräume zurückverwandeln könnte und bezog dabei Kommunikationssysteme ein.
Ihre Gestaltungsvorschläge spiegeln den Geist einer postindustrieller Freizeitgesellschaft wider. Dabei lassen sich drei Strategien erkennen: Erstens gab es leicht anzubringende farbige ,Supergrafiken‘, die den Innenhöfen neues Leben einhauchen und die Aussicht verbessern sollten. Zweitens finden sich flexible modulare Strukturen, die Lücken im Stadtraum füllen und an verschiedenen Orten aufgestellt werden könnten. Diese Strukturen würden auch als Kommunikations- und Informationszentren dienen – mit Fernseh- und Kinoleinwänden, automatischen Musikanlagen, Werbetafeln und Werbekiosken. Drittens entwickelte Runge konzeptionelle ,urbane Phantasien‘, die die Besonderheiten eines Ortes zeichenhaft hervorhoben und Erneuerung anstrebten. Ein Vorschlag sah vor, in der Nähe des ehemaligen Kraftwerks von Tallinn einen Park mit ,symbolischen Schornsteinen‘ anzulegen, die an den industriellen Charakter des Gebietes im frühen zwanzigsten Jahrhundert erinnerten. Die Schornsteine würden harmlosen, duftenden Rauch ausstoßen und so zum Nachdenken über ökologische Fragen anregen.
Runges Arbeit bestand aus acht Tafeln von je einem Quadratmeter – einem Standardformat für Präsentationen im Fachbereich Design – sowie drei technischen Zeichnungen. Begleitet wurde die Arbeit von einer Dia-Präsentation, die abstrakte Fragmente der Tafeln zeigte.
Länder: Estland
Tags: Architektur, Systemdesign, Umweltgestaltung, Urban Design, Urban design