Oskar Hansens ,Offene Form’

Die Offene Form ist eines der Schlüsselkonzepte in Oskar Hansens Werk. Seit den 1950er Jahren begann er daran zu forschen und präsentierte es erstmals 1959 auf dem 11. CIAM-Kongress in Otterlo in den Niederlanden. Laut Hansen ermögliche die Offene Form persönliches Wachstum und Entwicklung, indem sie den Einzelnen die Autonomie gibt, eigene Entscheidungen treffen zu können. Außerdem fördere sie den Diskurs und ermögliche lebendige Erfahrungen. Die Offene Form ist durch eine verbindende Haltung und Anschlussfähigkeit gekennzeichnet. Wenngleich Hansen sie der Geschlossenen Form gegenüberstellt, sieht er beide nicht im Widerspruch, sondern im Zusammenspiel.

Die Offene Form folgt einem dialektischen Entwicklungsansatz, charakterisiert durch gemeinsames Verantwortungsbewusstsein, Kommunikation und Flexibilität. Eine materielle Kultur, die auf der Offenen Form basiert, sollte unsere Sensibilität für existenzielle Bedürfnisse jedes Einzelnen stärken. In der Architektur ermöglicht die Offene Form, dass Strukturen sich nach außen fortsetzen können. Ein Beispiel ist die HT-Struktur – entwickelt von Hansen und seinem Mitarbeiter Lech Tomaszewski für den polnischen Pavillon in Izmir 1955 – sowie das Lineare Kontinuierliche System, ein dezentrales Stadtplanungskonzept. Darüber hinaus besagt das Konzept der offenen Form, dass die Form und der Zweck eines Bauwerks nicht ein für alle Mal festgelegt sind. Stattdessen wird den Menschen, die sie bewohnen, ein großes Maß an Freiheit überlassen. Die ,Offene Form‘ ist ein frühes Beispiel für einen partizipativen, nicht deterministischen Ansatz in Architektur und Design.

Anna Maga, Kaja Muszyńska
Oskar Hansens ,Offene Form’
Oskar Hansen auf dem 11. Kongress der Internationalen Vereinigung der Kunstkritiker (AICA) in Wroclaw. Foto von S. Stępniewski, 1975, Zofia & Oskar Hansen Archiv
Geschlossene Form vs. offene Form, Oskar Hansen (1922-2005), Polen, 1970, Zofia & Oskar Hansen Archiv