Weltraum-Staubsauger. Von utopischen versprechen zum alltäglichen Mangel
Der ikonische Staubsauger Saturnas ist vermutlich das berühmteste Beispiel für technologischen Fortschritt und Modernität der 1960er Jahre in Litauen. Die litauischen Designer:innen und Ingenieur:innen hatten sich von der Ästhetik des Weltraumzeitalters inspirieren lassen; ab 1962 wurde der stylische Staubsauger in der Fabrik für Elektrogeräte in Vilnius produziert. Das farbenfrohe kugelförmige Gerät war ergonomisch gestaltet und besaß drei kleine Räder. So erleicherte Saturnas trotz seines Gewichts von fast sieben Kilo die Hausarbeit und scheint damit Chruschtschows Versprechen einzulösen, das er in der berühmten ‚Küchendebatte‘ (1959) gegeben hatte, nämlich ‚Amerika zu überholen und zu übertrumpfen‘. In der sowjetischen Realität jedoch war Design, das man in den privaten Räumen finden konnte, eher deprimierend als vielversprechend, und die Anschaffung neuer, gut funktionierender, ansprechender und nützlicher Produkte geradezu utopisch.
Die Armut und der ständige Mangel in der sowjetischen Wirtschaft spiegeln sich auch in der Transformation des Saturnas-Gehäuses in hochmoderne Lampen wider, die Edmundas Čekanauskas für das Haus des Komponistenverbandes in Vilnius gestaltete. Zwar handelte es sich hierbei um einen öffentlichen Ort, doch brachte der Architekt seine Vorstellung eines gemütlichen Heims, das er aus der finnischen Architektur kannte und im sowjetischen Alltag vermisste, mit seinem Entwurf zum Ausdruck.
Die Geschichte der künstlichen Aorta ist ein weiteres Beispiel für die paradoxe Natur des sowjetischen Designs, in dem die innovativsten Designprojekte unvollendet blieben oder nur in begrenzter Auflage realisiert wurden. Erstmals 1960 in der Fabrik Kaspinas in Kaunas hergestellt, war diese künstliche Aorta eine Prothese für das größte Blutgefäß des menschlichen Körpers. Sie wurde mit einer Bandwebmaschine aus dem Vorkriegsdeutschland gewebt, die umgebaut wurde, um das Problem der Verzweigung des Blutgefäßes zu lösen. Die zur damaligen Zeit hochinnovativen gewebten Blutgefäße erwiesen sich als äußerst hilfreich für medizinische Behandlungen. Dennoch wurden sie nur vier Monate lang produziert. Als man in Moskau bemerkte, dass die Produktion eine Bedrohung für Fabriken in Leningrad und der Ukraine darstellte, wurden für die künstlichen Adern so niedrige Verkaufspreise angesetzt, dass diese etwa der Produktion von Socken entsprachen und sich die Herstellung einfach nicht lohnte.