Wohnkultur in Kleinserie. Slowakisches Design und Kunsthandwerk im Wohnbereich

Während der sozialistischen Periode in der Slowakei, insbesondere in der Zeit der ,Normalisierung’, die nach 1968 begann, eröffneten Design und angewandte Kunst einen Raum, in dem man – mit stillschweigender Billigung des Regimes – mit mehr Freiheit und Offenheit arbeiten konnte. Zugleich galten Designer:innen im schwerfälligen Apparat der sozialistischen Planwirtschaft häufig als Faktor, der den Produktionsprozess verkomplizierte. Auch wenn die Relevanz des Berufs offiziell anerkannt war, blieb die Zusammenarbeit mit der Industrie in der Realität eher sporadisch und begrenzt. Die alternative Strategie vieler Designer:innen war es daher, innerhalb der Grenzen der offiziellen Strukturen vorrangig individuell zu produzieren, was zu Einzelstücken und Miniserien führte.
Wer in der sozialistischen Slowakei ein exklusives Einzelstück für seine Wohnung erwerben wollte, hatte zwei Möglichkeiten. Vorausgesetzt man fertigte sie nicht selbst an, konnte man künstlerische und kunsthandwerkliche Objekte in einem der ,Dielo‘-Geschäfte erwerben, einer von der Slowakischen Kunststiftung geleiteten Handelskette. Modernes Design, das mit traditionellen Handwerksmethoden hergestellt wurde, konnte man im Handwerkszentrum für Volkskunst kaufen, das ebenfalls über eigene Geschäfte verfügte. Wer in der Hauptstadt wohnte, hatte zudem die Möglichkeit, bei einer der unregelmäßig stattfindenden opulenten Nationalausstellungen für Kunsthandwerk und Industriedesign innovative, formschöne Gegenstände für die eigene Wohnung zu erstehen.
Kerzenhalter und Möbel von Viktor Holešťák-Holubár sind Beispiele für dieses individualisierte, einzigartige Design in der slowakischen Wohnkultur der 1950er bis 1970er Jahre. Holubár fertigte seine Objekte oft in Zusammenarbeit mit den Werkstätten des Zentrums für Kunstgewerbe in Bratislava, einer für kreative Gestaltung öffentlicher Innenräume zuständigen staatlichen Einrichtung. Das Zentrum war auch an der Ausstattung der Flughafenlounge beteiligt.

Viera Kleinová