Ungarischer Rat für Formgebung, Budapest [Magyar Formatervezési Tanács]

Der Ungarische Rat für Formgebung – heute Ungarischer Rat für Design – wurde 1954/55 als Rat für Industriekunst [Ipari Formatervezési Tanács] gegründet. Er war dem Ministerium für Leichtindustrie unterstellt, Vorsitzender war jedoch der Kulturminister.
Der Rat für Formgebung hatte viele Aufgaben: Er legte künstlerische Standards für Massenprodukte und Richtlinien zur Verbesserung der Produktqualität fest, empfahl Produkte für Export und Import, richtete Designwettbewerbe aus, knüpfte Kontakte ins Ausland und kümmerte sich um die Designausbildung.
Der Ungarische Rat für Formgebung vergab 1980 erstmals den ‚Preis für Industriedesign auf hohem Niveau‘ für herausragende Werke von Designkollektiven und Designer:innen. Die prämierten Objekte wurden anschließend im eindrucksvollen Ausstellungsraum des Designzentrums in Budapest, einer weiteren wichtigen Institution für Design in Ungarn, gezeigt. Von 1982 bis 1990 erhielten die ausgezeichneten Designer:innen eine Plakette. Im Jahr 1983 wurde erstmals ein Katalog mit den prämierten Designs veröffentlicht. Der Preis wird bis heute verliehen.
Das Büro des Rates [Ipari Formatervezési Tanács Irodája] wurde 1975 als Organisationseinheit des Nationalen Ausschusses für technische Entwicklung gegründet. Laut Auftrag befasste sich der Rat mit den theoretischen – methodischen, ergonomischen, pädagogischen – und wirtschaftlichen Aspekten des Industriedesigns und fungierte als ressortübergreifender Vermittler. Das Büro war in erster Linie für die Koordination des Designpreises (1979) und des László-Moholy-Nagy-Designstipendiums (1988) zuständig. Nach mehreren Umstrukturierungen wurde das Amt 2002 dem Patentamt und 2023 dem Ungarischen Rat für Design übertragen. Das Archiv und der Nachlass von József Hegedüs (1932–2020), dem einflussreichsten Leiter des Büros, werden derzeit im Museum für angewandte Kunst Budapest aufbewahrt.
Eszter Szőnyeg-Szegvári