Allunions-Forschungsinstitut für technische Ästhetik, 1962–91 [WNIITE]

Das 1962 gegründete und von Juri Solowjow geleitete WNIITE war das zentrale Forschungsinstitut für Designangelegenheiten in der Sowjetunion. Es stand unter Aufsicht des Staatlichen Komitees für Wissenschaft und Technologie und entfaltete weit gefächerte Aktivitäten in vielen Bereichen. WNIITE und seine Zweigstellen untersuchten Theorie und Geschichte des Designs, entwickelten Designmethoden weiter und boten Fortbildungen für Designer:innen und Forschende an. Außerdem führte WNIITE im Auftrag von Fabriken und Herstellern Projekte im Industrie- und Grafikdesign und in der Umweltgestaltung durch, fertigte Prototypen an und erstellte Gutachten hergestellter Erzeugnisse. WNIITE forschte im Bereich Ergonomie, erarbeitete Standards für dekorative und veredelnde Materialien und förderte das sowjetische Design im In- und Ausland. Hierfür waren die Ausstellungs- und die Verlagsabteilung zuständig; letztere gab theoretische Publikationen sowie eine Monatszeitschrift heraus. Die Abteilung für Theorie und Geschichte führte umfangreiche Forschungen durch, auch über die sowjetische Avantgarde. WNIITE verfügte zudem über einen Ausstellungsraum in Moskau, das ,Zentrum für technische Ästhetik‘.
Analog zu den zentralistisch-hierarchischen Prinzipien der sowjetischen Regierung schöpfte die WNIITE-Zentrale in Moskau die Ressourcen ihrer regionalen Zweigstellen ab und hinderte sie gleichzeitig an einer direkten Zusammenarbeit untereinander. Außerdem kontrollierte die Zentrale ein umfangreiches Netz spezialisierter Kunst- und Designbüros und anderen Designeinrichtungen im gesamten Land. Zwischen 1962 und 1978 eröffnete WNIITE zehn Niederlassungen in der Sowjetunion: in Leningrad, Baku, Eriwan, Minsk, Chabarowsk, Tiflis, Vilnius, Charkiw, Kijyw und Swerdlowsk. Jede regionale Niederlassung hatte ihre eigene Spezialisierung, die von der örtlichen Industrie und den Traditionen geprägt war.