Futurodesign. Utopie der smarten Wohnung
Das 1962 gegründete Allunions-Forschungsinstitut für technische Ästhetik (VNIITE) wurde zu einem utopischen Rückzugsort für herausragende Designer:innen, die die Welt verändern wollten. Allerdings hatten sie kaum Einfluss auf die Sowjetindustrie; weniger als 33 Prozent ihrer Entwürfe gelangten tatsächlich in die Produktion. Unter diesen Bedingungen entstand ein ‚Futurodesign‘, in dem Designer:innen ihre Visionen einer komfortablen, technologisierten Zukunft, wie sie für den Kommunismus prognostiziert wurde, frei entwickeln konnten. Für die Ausstellung habe ich zwei der am Institut entworfenen Projekte eines ‚smart home‘ ausgewählt: SPHINX, eine ‚Superfunktionale Informations- und Kommunikationseinheit’, sowie die ,Heim-Informations-Maschine‘ DIM. Beide Projekte verdeutlichen, dass viele Ideen nicht an Relevanz eingebüßt haben, auch wenn sie in der UdSSR nicht realisiert werden konnten.
Weitaus gefährlicher als die beängstigende Utopie der totalen staatlichen Kontrolle war der (misslungene) Versuch, die Völker der übrigen Sowjetrepubliken zu kolonialisieren und im allmählichen Durchsetzen der Kultur der russischen Sowjetrepublik zu einer monolithischen ‚Sowjet‘-Nation vereinen zu wollen.
Auch wenn die hier gezeigten Projekte aus dem Hauptbüro von VNIITE in Moskau stammen, kamen die jeweiligen Teams aus unterschiedlichen geografischen Regionen. Die Erforschung ihrer Biografien und Karrierewege hilft dabei, Umfang und Ziele des Kulturtransfers in der UdSSR besser zu begreifen. So lässt sich leichter verstehen, wie sich die russische Sowjetrepublik die natürlichen und intellektuellen Ressourcen der Regionen zunutze machte.