Kosmische Visionen. Utopien im öffentlichen Raum

Die Gestaltung litauischer utopischer Visionen im öffentlichen Raum wird in der Ausstellung durch zwei Persönlichkeiten repräsentiert: durch den Glasmaler Algimantas Stoškus (1925–98) und den Bildhauer Teodoras Kazimieras Valaitis (1934–74). Im Litauen der 1960er und 1970er Jahre wurde die Innenausstattung öffentlicher Räume durch eine Reihe modernistischer Projekte belebt. Diese wurden durch eine Regelung motiviert, die bestimmte, zwischen ein und drei Prozent des Gesamtbudgets zur Umsetzung herausragender Kunst- und Designprojekte zu verwenden.
Stoškus’ Weltraumfantasie (1965) war einem der zentralen Themen sowjetischer Propaganda gewidmet: der Eroberung des Weltalls. Dieser Tribut an die sowjetische Ideologie erlaubte dem Künstler die Gestaltung einer abstrakten Komposition, die zugleich eine freie Anordnung der Glasmalereien in einem undefinierten architektonischen Raum ermöglichte. Stoškus war einer der Ersten in Litauen, der Dickglas verwendete. Dazu wurde er von den berühmten tschechischen Glaskünstlern Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová angeregt, die er 1957 getroffen hatte. In der Glasfabrik Neman in Belarus eignete sich Stoškus neue Techniken an und führte Experimente mit Walzglas durch.
In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte Valaitis, der Visionär unter den litauischen Bildhauern, in Skizzen und Metallkompositionen eigene Vorstellungen von Weltraum und Himmel: In unendlichen Weiten laufen Linien aus Vergangenheit und Zukunft, Traum und Fantasie zusammen. Für das Restaurant Žirmūnai in Vilnius entwarf Valaitis 1969 zwei Raumteiler, in die er das Metallgehäuse des beliebten litauischen Staubsaugers Saturnas integrierte. Die kreisrunde Form wurde zum zentralen visuellen Element. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1966 konnte Valaitis seine Metallarbeiten im Pavillon der UdSSR ausstellen. Auch bei den Weltausstellungen Expo ’67 und Expo ’70 waren die beiden Projekte von Stoškus und Valaitis im sowjetischen Pavillon zu sehen; eine von Valaitis für die Ausstellung in Osaka entworfene biomorphe Wand wurde nicht installiert. Stoškus’ acht Meter hohes kinetisches Glasobjekt Vilnius — Hauptstadt Litauens wurde für den sowjetischen Litauen-Pavillon in London (1968) entworfen und ist nicht mehr erhalten. Es gilt als eines der visionärsten Designprojekte der damaligen Zeit, das verwirklicht worden ist.

Karolina Jakaitė