Experimentier-Workshops im Senezh-Studio, 1964–91

Das Senezh-Studio, das der Architekt Jewgeni Rosenblum (1919–2000) und der Philosoph Karl Kantor (1922–2008) gegründet hatten, entwickelte sich zu einem einzigartigen Bildungszentrum für praktizierende KünstlerInnen, Designer:innen und Architekt:innen. Als zentrales Bildungs- und Experimentalstudio der Künstlervereinigung der UdSSR veranstaltete Senezh jedes Jahr drei bis vier Workshops. Zwei davon fanden im Haus der Künstlervereinigung am Ufer des Senezh-Sees statt, der übrigen in verschiedenen Städten im ganzen Land oder sogar im Ausland. Jeder der Workshops dauerte etwa zwei Monate, bot Vorlesungen und experimentelle Projektarbeit in kleinen Gruppen, die von Senezh-Tutor:innen angeleitet wurden. Neben prominenten sowjetischen Praktikern und Theoretikern der Architektur, des Designs und der Kulturwissenschaften lud das Studio auch Fachberater und Dozenten aus Polen ein, darunter Szymon Bojko (1917–2014), Józef Mroszczak (1910–75) und Bohdan Urbanowicz (1911–94). Die Papiermodelle und Entwurfsmodelle der Teilnehmenden wurden in Abschlussausstellungen präsentiert und in nachfolgenden Publikationen rezensiert. Der wertvollste Aspekt der Workshops war jedoch ein Impuls für die Teilnehmenden: Sie lernten, einen rein künstlerischen Ansatz mit Fokus auf Farbe, Form und Komposition mit den eher praktischen Aufgaben im Zusammenhang mit kultursensibler Umweltgestaltung – insbesondere mit Blick auf öffentliche Räume und Museen – zu verbinden.
Diese Richtung – weg vom Einzelobjekt hin zum gesamten Umfeld – verfolgte auch der Künstler Mark Konik (1938–2012), der seit 1978 dem Studio angehörte. Sein Einführungskurs war ein unschätzbarer Beitrag für das Studio; hier führte Konik Elemente aus Ittens Bauhaus-Vorkurs mit Konzepten der sowjetischen Avantgarde und eigenen Ideen zusammen.

Alyona Sokolnikova