Wohnräume für unsere Verhältnisse. Hoher Lebensstandard für alle
Die Neugründung Jugoslawiens nach 1945 war von Fortschritt und dem Bekenntnis zu sozialem Wandel als Alternative zur kapitalistischen Produktionsweise und insbesondere zum Leben in der Vorkriegszeit geprägt. Der Lebensstandard aller Menschen sollte unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Status verbessert werden. Vorangetrieben wurde der soziale Fortschritt durch die Industrialisierung und eine breit angelegte kulturelle Entwicklung, bei der Architektur und Design eine wichtige Rolle spielten. Das Ausscheiden Jugoslawiens 1948 aus der Kominform beendete abrupt die bis dahin enge Verbindung zur Sowjetunion und förderte die unabhängige politische, ökonomische und kulturelle Umgestaltung Jugoslawiens zu einem sozialistischen System der Selbstverwaltung. Die folgende rasche Industrialisierung führte zu einem Anstieg der Stadtbevölkerung und dem Mangel an Wohnungen, wodurch der moderne Wohnungsbau zu einem dringenden Anliegen wurde.
Im Jahr 1956 eröffnete in Ljubljana die erste Messe für Musterhäuser, Hausbau und Möbel: ‚Wohnräume für unsere Verhältnisse‘. Die Ausstellung, die das gesamte Spektrum des Wohnungsbaus von der Stadtplanung bis zu Mobiliar und Ausstattung abdeckte, spielte für die Entwicklung des Wohnungsbaus und der Förderung neuer Konzepte des modernen Lebens im ehemaligen Jugoslawien eine wichtige Rolle. Präsentiert wurden maßstabsgetreue Inneneinrichtungen der drei Siegervorschläge für ein Reihenhaus, alle komplett ausgestattet mit den neuesten Möbeln und Haushaltsgeräten, darunter eine von Branka Tancig (1927–2013) entworfene Einbauküche. Den ersten Preis erhielt das von Janez Lajovic (*1932), Vladimir Mušič (1930–2014), Anton Pibernik (*1932) und Savin Sever (1927–2003) entworfene ‚Trata-Apartment‘. Das 100 qm große, zweigeschossige Gebäude bestand aus einem Wohnraum, verbunden mit einem Atrium, einem Esszimmer und einer Küche im Erdgeschoss sowie einem Schlafbereich mit sechs Betten im ersten Stock. Die funktionelle Wohnung mit standardisiertem Mobiliar und gut durchdachter Ausstattung wurde durch diese Präsentation zu einem Modell für Fortschritt und modernen Lebensstil. Somit transportierte die Messe vor allem die sozialistische Idee von einem hohen Lebensstandard für alle.
